Hobby-Tierhaltung auf dem eigenen Land: Aufwand, Kosten, Regeln in der Schweiz

Vom Traum zur Realität: Kühe, Lamas oder Strausse im eigenen Stall. Der richtige Einstieg spart langfristig Geld, Aufwand und Ärger.

Hobbymässige Tierhaltung kann Freude bereiten und das Leben auf dem Land bereichern. Damit daraus kein finanzielles oder rechtliches Risiko entsteht, braucht es fundierte Vorbereitung. Der Überblick zeigt, welche Tiere sich eignen, wie viel Weideland nötig ist und worauf bei Haltung, Kosten und Recht geachtet werden muss.

Wieviel Platz braucht welches Tier?



Die Menge an verfügbarem Weideland entscheidet über die mögliche Tierzahl. In der Schweiz gelten folgende Richtwerte:

  • Kuh: 0,8–1 Hektare pro Tier
  • Pferd: 0,5–1 Hektare
  • Schaf: 0,2–0,5 Hektare
  • Ziege: 0,2–0,4 Hektare
  • Lama/Alpaka: 0,3–0,5 Hektare
  • Strauss: 0,4–0,6 Hektare
  • Esel: 0,4–0,6 Hektare
  • Gänse/Enten: ca. 100–200 m² pro 10 Tiere

Rinder kleiner Rassen wie Dexter oder Jersey brauchen deutlich weniger Fläche als klassische Milchkühe. Gleiches gilt für Mini-Schweine oder Zwergziegen.


Tipp: Weidefläche auf mehrere Parzellen aufteilen, um gesunde Böden durch Rotationsbeweidung zu erhalten.

Anschaffungskosten und laufende Ausgaben

Die Grundanschaffung unterscheidet sich stark je nach Tier und Rasse:

  • Kuh: 1’800–3’200 CHF (Dexter günstiger, Simmentaler teurer)
  • Pferd: 2’000–10’000 CHF (Franches-Montagnes eher günstiger, Araber oder Warmblüter teurer)
  • Schaf: 150–400 CHF (Walliser Schwarznase bis 800 CHF)
  • Ziege: 150–500 CHF (Toggenburger oder Pfauenziege)
  • Lama: 1’000–2’500 CHF
  • Alpaka: 1’200–3’000 CHF
  • Strauss: 2’500–5’000 CHF
  • Esel: 800–2’000 CHF

Futterkosten schwanken saisonal. Während der Weidezeit reicht oft Gras, im Winter wird Heu, Mineralfutter und eventuell Kraftfutter nötig.

  • Kuh/Pferd: 1’500–3’000 CHF pro Jahr
  • Ziege/Schaf: 300–600 CHF
  • Lama/Alpaka: 400–800 CHF
  • Strauss: 800–1’500 CHF
  • Esel: 400–700 CHF

Tierarztkosten betragen je nach Tierart rund 150–500 CHF jährlich – exklusive Notfälle. Hufpflege fällt bei Equiden sowie Lamas und Alpakas zusätzlich an.


Tipp: Eine Betriebs-Haftpflichtversicherung schützt vor Schäden durch entlaufene oder ausbrechende Tiere.

Winterhaltung: Mindestanforderungen für Ställe

Auch robuste Rassen benötigen im Winter Schutz. Je nach Tierart gelten unterschiedliche Anforderungen:

  • Kuh/Pferd: isolierter Stall mit Einstreu, min. 10–12 m² pro Tier
  • Ziege/Schaf: zugfreier Unterstand, ca. 2–4 m² pro Tier
  • Lama/Alpaka: dreiwandiger Witterungsschutz reicht, ca. 3–5 m² pro Tier
  • Strauss: wärmegedämmte Stallungen, mind. 10 m² pro Tier
  • Esel: windgeschützte Stallboxen, ca. 6–8 m² pro Tier

Alle Tiere benötigen jederzeit Zugang zu sauberem Wasser – auch im Winter frostfrei. Eine Stromversorgung für beheizte Tränken ist zu empfehlen.


Tipp: Bei Neubauten gelten kantonale Vorschriften für Bauabstände, Volumen und Tierwohlstandards.

Rechtlicher Rahmen: Hobby oder Landwirtschaftsbetrieb?

Die Grenze zwischen Hobbyhaltung und Landwirtschaft verläuft nicht bei der Tieranzahl, sondern bei der Zielsetzung. Wer seine Tiere ausschliesslich zum eigenen Vergnügen hält, keine regelmässigen Erträge erzielt und keine Subventionen bezieht, fällt nicht unter die landwirtschaftliche Bewilligungspflicht.

  • Keine Vermarktung von Fleisch, Milch, Eiern oder Zuchttieren
  • Keine AHV-pflichtige Tätigkeit
  • Keine Nutzung von Direktzahlungen

Wird die Tierhaltung als Betrieb eingestuft, greifen AHV-Pflichten, steuerliche Vorschriften und die Notwendigkeit eines landwirtschaftlichen Bildungsnachweises.


Tipp: Eintrag im Grundbuch als Landwirtschaftszone bedeutet noch keine gewerbliche Tierhaltung – entscheidend ist die Nutzung.

Geeignete Rassen für Hobbys und kleinere Flächen


Walliser Schwarznasenschafe, ursprünglich gezüchtet für die Hochalpen, sollten in wärmeren Regionen vor dem Sommer geschoren werden

Für kleinere Grundstücke und Freizeitprojekte empfehlen sich ruhige, robuste und pflegeleichte Rassen:

  • Dexter-Rinder: sehr kleinwüchsig, genügsam und freundlich
  • Pfauenziegen: alte Schweizer Rasse, trittsicher und aktiv
  • Walliser Schwarznasenschafe: dekorativ und robust
  • Mini-Schweine: nur mit Bewilligung, sehr intelligent und bewegungsfreudig
  • Franches-Montagnes-Pferde: ausgeglichen, ideal für Einsteiger
  • Alpakas: ruhig, herdentreu, mit interessanter Wolle

Pfauenziegen

Viele dieser Rassen sind regional gut verfügbar, was Transportkosten und Umstellungsstress reduziert.


Tipp: Alttiere oder ausgediente Muttertiere können für Hobbyhalter günstiger und erfahrener sein als Jungtiere.

Fazit: Mit Verantwortung zum Erfolg

Hobbyhaltung von Nutztieren ist in der Schweiz möglich – aber nicht ohne Regeln. Platz, Futter, Tierwohl und Rechtslage müssen sorgfältig geprüft werden. Mit kluger Planung wird das Projekt nicht zur Belastung, sondern zur echten Bereicherung für Mensch und Tier.

 

Quelle: hometipp.ch-Redaktion
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