Mit Wochenplanung zur organisierten und ausgeglichenen Familie
Der Plausch mit der Nachbarin war so nett. Doch dann zerreisst ein Anruf der Klassenlehrerin des älteren Sohnes die Idylle. Wo sie denn blieben, da doch Elternabend sei? Als Sie aus der Schule zurückkommen, realisieren Sie, dass der Jüngere seinen Essenstisch-Abräumdienst nicht wahrgenommen hat – nicht seine Schuld, bei täglich wechselnden Verantwortlichkeiten.
Am nächsten Tag realisieren Sie, dass Sie vor lauter Stress am Vorabend die Anmeldung für den beruflich wichtigen Online-Kurs verpasst haben. Ein Gefühl der verzweifelten Überforderung stellt sich ein…Falls Sie sich damit auch nur ein bisschen identifizieren können, sollten Sie jetzt weiterlesen!
Das Familienleben zu organisieren ist gar nicht so einfach! Da gibt es fixe Termine, Deadlines, aber auch andere wichtige Dinge abseits der Pflicht. Wenn Termine vergessen, Fristen versäumt und Chancen verpasst werden, hängt der Haussegen schnell schief. Wie soll man das organisatorisch in den Griff bekommen? Herkömmliche Wandkalender sind hier kaum eine Hilfe; sie taugen bestenfalls dazu, Termine einzutragen. Familienplaner sind besser, und werden doch der Komplexität des Lebens oft nicht gerecht. Individuelle Taschenplaner haben zwar die Tools, sind aber nicht jedem in der Familie zugänglich.
Lassen Sie mich ein paar zentrale Prinzipien vorstellen, anhand derer ich Ihnen zeige, wie der ideale Wandplaner aussehen sollte. Am Schluss folgen konkrete Produktvorschläge.
Prinzip Woche
Die 7-Tage-Woche ist die ideale Mikro-Planungsperiode. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jeden Tag einzeln planen, ohne eine Voraussicht auf die folgenden zu haben. Das ist unnatürlich und verheisst puren Stress. Oder das andere Extrem: Stellen Sie sich vor, Sie müssten am 31.12. das gesamte vor Ihnen liegende Jahr planen. Das überfordert jeden! Ein Monat als Planungseinheit scheint halbwegs realistisch zu sein, das Problem damit ist jedoch, dass Monate oft mitten in Wochen anfangen oder aufhören. Letztlich ist ja unser Lebensrhythmus wochenbasiert. Nicht umsonst gibt es die humoristischen Sprüche „Thank God it’s Friday!“ oder „Die kürzeste Horrorgeschichte: Montag!“
Ihr Familien-Wandplaner sollte deshalb idealerweise eine Woche umfassen. Damit Sie nicht jede Woche einen neuen kaufen müssen, sollte er z.B. ein ganzes Jahr als Wochen-Abreisskalender enthalten. Oder, noch besser, er sollte laminiert und damit abwischbar sein.
Prinzip Übersicht
Wer keine Übersicht hat, verliert schnell den Überblick. Wenn Sie einen Wochen-Wandplaner einsetzen, haben Sie und Ihre Familie zumindest schon mal Übersicht über eine ganze Woche. Allerdings hat ja jedes Familienmitglied seine eigene Agenda. Wie bringt man die in einer übersichtlichen Weise zusammen? Eine Möglichkeit ist das klassische Spaltenmodell, bei dem jedem Familienmitglied eine Spalte zugeordnet wird. Flexibler und zeitgemässer ist jedoch die „Tag-Methode“. Hierbei werde jedem in der Familie Aufkleber einer bestimmten Farbe zugeordnet. Die Aufkleber sollten beschriftbar und abwischbar sein. Somit können Sie sie beliebig oft wiederverwenden. Aufgeklebt werden Sie nur dort und dann, wo die entsprechende Person tatsächlich einen Termin oder eine Aufgabe hat. Optimale Kompatibilität hat dieses Tool natürlich mit einem laminierten Wandplaner.
Prinzip Voraussicht
Obwohl es Sinn macht, seinen Fokus auf die aktuelle Woche zu legen, ist es doch oft wünschenswert, weiter vorauszublicken. Deswegen enthält der Wochen-Wandplaner idealerweise Felder, durch die sie auf die folgenden 3-4 Wochen in komprimierter Form vorausblicken können. Psychologisch ist das enorm wichtig. Dadurch, dass Sie und Ihre Liebsten das Kommende stets im Blick haben, verliert es den Schrecken des plötzlich Auftauchenden.
Um noch weiter vorauszublicken, können Sie optional neben den Wochenplaner auch einen Jahreskalender hängen, in dem bereits feststehende Termine sowie Ferien u.Ä. stehen.
Prinzip Prioritäten
Termine, so wichtig sie sind, stellen quasi nur das Grundgerüst, das „Gerippe“ des Lebens dar. Das „Fleisch auf die Knochen“ sind die vielfältigen Aufgaben, denen wir von früh bis spät nachgehen. Manche sind so automatisiert, dass wir keinen Kalendereintrag und keine Erinnerung brauchen (Duschen, Zähne putzen, Essen…). Andere wiederum wollen geplant werden, weil man sie entweder leicht vergisst (z.B. weil man sie nicht so gerne tut…), oder weil sie komplex sind und aus mehreren Schritten bestehen (z.B. die Beschaffung eines neuen Kleiderschranks: Modellrecherche, Preisvergleich, Bestellung, ggf. Abholung, Aufbau). Aufgabenmanagement ist nicht trivial. Viele Menschen verdrängen anstehende Aufgaben, nur um dann von ihrer Flut überwältigt zu werden. Andere wollen alles jetzt und gleich erledigen und machen so nur das Dringende, aber nicht das eigentlich Wichtige. Entscheidend ist, dass Sie anstehende Aufgaben konsequent nach Priorität sortieren – z.B. „Prio A“ für Aufgaben, welche in der aktuellen Woche fällig sind, „Prio B“ für solche, die erst in der darauffolgenden Woche fällig sind, und „Prio C“ für alles, was noch weiter in der Zukunft liegt. Ihr Wandplaner sollte Felder für diese Aufgabenkategorien haben. B- und C-Aufgaben haben Sie so ebenfalls im Blick und können Sie erledigen, falls nach den A-Aufgaben noch Kapazität ist – ansonsten ziehen Sie sie einfach zur nächsten Woche mit.
Prinzip Intentionalität
Ja, im Leben wird einem eine Menge vorgegeben. Unterricht, Hausaufgaben, in die Arbeit gehen, die Kinder versorgen…Die meisten Menschen beschränken sich darauf, diese wichtigen und dringenden Dinge zu organisieren. Aber das Leben besteht aus viel mehr. Oft sind die Dinge, welche unserem Leben wirklich Qualität geben, wichtig, aber nicht dringend, und gehen deshalb schnell unter. Um eine bessere Intuition für die verschiedenen Aufgabentypen zu bekommen, betrachten Sie folgende Matrix:
Die meisten bewegen sich hauptsächlich in den Quadranten I und III, mit gelegentlichen Sprüngen nach Quadrant IV („Übersprungshandlungen“). Der Quadrant II bleibt sträflich vernachlässigt.
Wirken Sie dem doch einfach entgegen, indem Sie Quadrant II-Aufgaben mit Deadlines versehen und sie entsprechend in Ihren Wochen-Wandplaner eintragen.
Welcher Wochen-Wandplaner?
Einen Wochen-Wandplaner können Sie natürlich selbst herstellen, indem sie ihn am Computer entwerfen (dafür reicht PowerPoint oder eine ähnliche Software), ausdrucken und laminieren. Aufkleber können Sie zukaufen. Die grösste Herausforderung ist allerdings, ein Blatt in ausreichender Grösse (wir empfehlen DIN A2) auszudrucken und zu laminieren.
Sinnvoller ist es sicher, einen Wandplaner zu kaufen. Da gibt es natürlich die konventionell gestylten Spalten-Planer, unter denen der vom Häfft-Verlag sicher noch zu den besten gehört. Ein Planer wie oben beschrieben wird nur von weekview angeboten, sodass diesem auch meine wärmste Empfehlung gilt – tatsächlich verwenden wir ihn als Familie selbst. Die 17 Euro sind bestens angelegtes Geld, zumal das weekboard ja nie ersetzt werden muss.
Titelbild: Monkey Business Images / shutterstock